[DE] 16.03.12 – Ravedemo in Göttingen! Über die Verhältnisse leben – gegen engere Gürtel und Kapitalismus”

Über die Verhältnisse leben –  Gegen engere Gürtel & Kapitalismus!

Aufruf des “Antikapitalistischen Krisenbündnisses Göttingen” zur Antikapitalistischen Rave-Demo am

Freitag, 16.3.2012 | 18Uhr | Gänseliesel Göttingen

In Zukunft wird man die Gürtel etwas enger schnallen müssen und man kann sich drauf einstellen, dass man es nicht mehr so gut haben wird wie bisher, da man einfach über die Verhältnisse gelebt hat in den letzten Jahren. Dieser und anderer Sparfuchsrhetorik begegnet man zur Zeit an jeder Ecke. Man trifft sie in der internationalen Politik, z.B. im Bezug auf Griechenland, aber auch auf kommunaler Ebene, nur weniger drastisch. Im Göttinger Zukunftsvertrag verpflichtet sich die Stadt Göttingen ihr alljährliches Minus von ca. 5 Millionen Euro abzubauen. Die BürgerInnen dürfen sogar ganz demokratisch mit entscheiden, wer es am ehesten verdient hat, den Geldhahn zugedreht zu bekommen. Denn sparen, und das scheint allen ein zu leuchten, sei alternativlos.

Aber warum muss eigentlich gespart werden?

Die Produktivität steigt, d.h. mit immer weniger Menschen kann immer mehr Kram produziert werden. Was eigentlich ein Grund zur Freude sein sollte, gerät im Kapitalismus zum Fluch. Denn die Güter werden nicht produziert, damit Menschen sie benutzen können und Freude an ihnen haben, sondern es wird einzig und allein produziert, um damit Geld zu verdienen. Wenn die Produkte nicht gewinnbringend verkauft werden können, dann ist das für das jeweilige Unternehmen ein Problem. Die deutsche Autoindustrie beispielsweise litt 2009 darunter, dass mehr Autos produziert wurden als sich Menschen Autos leisten konnten, jemand also zwangsläufig auf seinen Produkten sitzen bleiben musste. Der Grund für Krise im Kapitalismus ist also nicht natürliche Knappheit, sondern weil es eine Überproduktion gibt. Das ist doch bescheuert. Doch derzeit wird alles nach diesem Prinzip produziert und verteilt. Während der letzten Kältewelle erfroren die Menschen, nicht, weil es zu wenige beheizte Zimmer gibt, sondern weil sie sich keinen Zugang zu beispielsweise Hotelzimmern kaufen können.

Damit die Leute nicht auf die Idee kommen sich das, was sie brauchen, einfach zu nehmen, schützen Polizei und Securities, das Recht auf Eigentum. Im Beispiel Kältewelle heißt das, sie garantieren, dass die Leute auf der Straße erfrieren und nicht einfach in leerstehende Suiten einziehen.

Wir müssen doch sehr den Kopf darüber schütteln, wie unvernünftig die Menschen die Produktion und Verteilung von Gütern organisiert haben. Es wäre schlauer, wenn der Bedarf der Menschen ermittelt würde und die entsprechende Menge produziert und verteilt würde, und nicht länger Menschen am einen Ende der Erde unverkäufliche Lebensmittel wegschmeißen, aber gleichzeitig Andere hungern. Dafür müsste sich aber der Zweck der Produktion ändern. Die Bedürfnisbefriedigung der Menschen müsste im Mittelpunkt stehen und nicht das Profitmachen.

Allerdings hilft uns die Einsicht, dass hier grundlegend was schief läuft wenig, denn wer meint, man müsste einfach nur sein Verhalten ändern (nichts mehr wegschmeißen und so), der verkennt die Totalität des Kapitalismus: ein außerhalb gibt es nicht. Wenn nun grundsätzlich der Kapitalismus das Problem ist und es ein außerhalb nicht gibt, dann fällt uns nichts schlaueres mehr ein als die Verhältnisse auf der Welt grundlegend zu ändern, denn der Kapitalismus ist nicht irgendwann vom Himmel gefallen. Er wurde und wird von den Menschen gemacht und kann auch von ihnen abgeschafft werden. Wer sich nun unangenehm an die DDR erinnert fühlt, dem können wir nur sagen: was wir hier meinen hat mit der DDR nichts zu tun. Wir wollen einen Zusammenschluss freier Menschen, die sich gemeinsam organisieren und keinen Staat, der darüber entscheidet, was Menschen zu brauchen haben. Für eine Kritik der DDR, die wir teilen, lest: (http://strassenauszucker.blogsport.de/2009/11/09/realsozialismus/)

Am 31.3. werden in Frankfurt anlässlich des european day of action against capitalism die Krisenproteste 2012 beginnen.

In Göttingen geht’s schon früher los. Am 16.3.2012 veranstaltet das antikapitalistische Krisenbündnis Göttingen einen Rave. Am Gänseliesel ab 18:0h tanzen und feiern wir dekadent und luxuriös über unsere Verhältnisse, für eine vernünftige Gesellschaft abseits von Staat, Nation & Kapital.

Luxus für alle!

Göttingen, im Februar 2012

Antikapitalistisches Krisenbündnis Göttingen: